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Tugendhat, Ernst

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Lebenslauf

Geboren: am 8. März 1930 in Brünn/Tschechien

Ernst Tugendhat wurde 1930 als Sohn jüdischer Eltern geboren. Die Familie emigrierte 1938 zunächst in die Schweiz und dann weiter nach Venezuela.
Als 15-Jähriger las Tugenhat Heideggers „Sein und Zeit“ und schon ein Jahr später ging er in die USA und studierte an der Universität in Stanford klassische Philologie. Ab 1949 studierte er in Freiburg Philosophie – unter anderem bei Heidegger. 1956 promovierte er über Aristoteles, in seiner Habilitation, die er in Tübingen verfasste, beschäftigte er sich vor allem mit Husserl und Heidegger. In den darauf folgenden Jahren arbeitete er in Starnberg am Max-Planck-Institut zusammen mit Jürgen Habermas, schließlich als Professor in Heidelberg, Berlin und Tübingen. Tugendhat hatte viele Gastprofessuren im In- und Ausland inne (z. B. in Santiago de Chile, Konstanz, Prag) und erhielt einige Preise.


Bedeutung

Tugendhat gilt als einer der wichtigsten Moralphilosophen der Gegenwart und als wichtiger Vertreter der sprachanalytischen Philosophie in Deutschland. Seine wichtigste Leistung besteht in dem Nachweis, dass sich traditionelle philosophische Fragen auf den Gebieten der Metaphysik, Anthropologie und Ethik durch sprachanalytische Reflexionen präzisieren und lösen lassen.


Lehre und Gedanken

Tugendhat versucht sich in seinen Arbeiten dem Begriff der Moral zu nähern. Im Mittelpunkt seiner ethischen Schriften stehen folgende Fragen: Was ist überhaupt Moral und welche Rolle spielt sie im Zusammenleben der Menschen? Kann man moralische Normen rechtfertigen? Wie ließe sich eine moderne Moral begründen, wenn wir uns dabei nicht mehr umstandslos auf Metaphysik, Religion oder Tradition berufen können?

In neuerer Zeit hat sich Tugendhat mehr der Anthropologie zugewandt und diskutiert hier die Frage der Willensfreiheit vor allem unter dem Aspekt der moralischen Verantwortung, die jeder Mensch für sein Tun zu übernehmen hat: Im alltäglichen Handeln stehen wir vor Alternativen und entscheiden danach, was das jeweils Bessere für uns ist. Wenn wir nicht nach diesen rationalen Gründen handeln, müssen wir uns Ziellosigkeit vorwerfen lassen und sind dafür auch verantwortlich zu machen.

Tugendhat hat sich darüber hinaus auch mit gesellschaftspolitischen Themen beschäftigt und sich u. a. zu Problemen des drohenden Atomkriegs und des Asylrechts geäußert. Auch an Diskussionen um Menschenrechte und bedrohte Völker hat er sich beteiligt.


Hauptwerke von Ernst Tugendhat

„Probleme der Ethik“ (1984)
Ernst Tugendhat: Probleme der Ethik. Stuttgart (Ditzingen): Reclam (Nachdr.) 2002.

„Nachdenken über die Atomkriegsgefahr und warum man sie nicht sieht“ (1988)
Ernst Tugendhat: Nachdenken über die Atomkriegsgefahr und warum man sie nicht sieht. Berlin: Rotbuch, 2. erw. Aufl. 1988.

„Anthropologie statt Metaphysik“ (2007)
Ernst Tugendhat: Anthropologie statt Metaphysik. München: Beck 2007.


Über Ernst Tugendhat

Nico Scarano/Mauricio Suárez (Hrsg.): Ernst Tugendhats Ethik. Einwände und Erwiderungen. München: Beck 2006.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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